Reisebericht, 30.11.2015

Blog 2015-11-30

In frühen Stunden der Mittwoch den 11. November kam ich in Teheraner Flughafen an. Seit der politische Ermordung meiner Eltern, Dariush und Parvaneh Forouhar, fahre ich jedes Jahr im Herbst nach Teheran um meine Eltern an ihrem Todestag am 22. November in ihrem Haus zu gedenken. Im Gegensatz zu meiner vorherigen Reisen zu diesem Anlass, wurde ich diesmal bei der Ankunft von den Sicherheitsbeamten nicht aufgesucht. Ich erhielt keine Vorladung und wurde nicht Vorort verhört. Das stimmte mich optimistisch.
Am Donnerstagnachmittag, an dem ich wie gewohnt während meiner Aufenthalte in Teheran, meiner Elternhaus die Besucher öffnete, konnten die Gäste ohne Verhinderung der Sicherheitskräfte das Haus aufsuchen.

Am Mittwoch den 18. November erschien eine Anzeige zum Todestag meine Eltern in einer Tageszeitung, in dem mein Bruder und ich der Öffentlichkeit zum Gedenken am 22. November zu unserer Elternhaus eingeladen haben.
Am selben Nachmittag erhielt ich einen Anruf von einen Herrn „Mohammadi aus der Ministerium“. Er teilte mir mit dass die Gedenkveranstaltung unter keinem Verbot stehe, jedoch die Sicherheitskräfte der „Problematischen Personen“ das Eintreten verhindern werden. Auf meine Frage nach genauere Definition des Begriffes, wiederholte er der alt bekannte Worthülsen die seit Jahren zur Defammierung der Dissidenten eingesetzt werden: Contrarevolution, die Jenige die gegen dem Staat und innere Sicherheit Machenschaften betreiben usw. Er benutzte aber auch ein Begriff der mir in diesem Zusammenhang neu erschien: kriminelle Vergangenheit

Er sagte: Die Jenige mit  kriminelle Vergangenheit werden verhindert an der Veranstaltung teilzunehmen. Seiner Erklärung nach gäbe es keine Unterschied zwischen Diebe und Totschläger zu die jenige die gerichtlich verurteilt worden sind weil sie sich für Freiheit eingesetzt haben; Es zähle nur das Gerichtsurteil!
Ich teilte Herr „Mohammadi aus der Ministerium“ mit dass ich seine Mitteilung nicht als eine Offizielle anerkennen würde, da jeder dubiose Anrufer sich als Beamte des Ministeriums ausgeben und irgend welche Anweisungen aussprechen könnte. Eine offizielle Mitteilung wäre entweder schriftlich anzukündigen oder bei einer offiziellen Vorladung in einem offiziellen Ort auszusprechen.
Am Donnerstag als unsere Anzeige erneut erschien, suchte mich ein Beamter der Sicherheitskräfte in meinem Elternhaus auf. Er zeigte mir sein Ausweis und stellte Fragen zu der bevorstehende Veranstaltung. Er teilte mir mit, dass es bis dato kein Befehl zu Verbot der Veranstaltung erteilt wurde. Ich bat ihm um eine Telefonnummer, um mich bei einem Notfall an die für die Sicherheit Verantwortlicher Stelle anzuwenden.

Am Tag der Gedenkveranstaltung, in Morgengrauen, fuhr ich wie gewohnt zu Teheraner Blumenbazar. Es war kurz vor Acht als ich zurück fuhr. Eine Gruppe von Beamten in Civil stand an der Ecke der schmalen Gasse die zu meinem Elternhaus führt. Einige von ihnen kannte ich aus früheren Begegnungen. Im laufe des Vormittags wurden die Passanten unsres Gasse nach ihre Ziele gefragt. Die Jenige die zu uns kommen wollten wurde die Personalien aufgenommen. Ihr kommen wurde aber nicht verhindert. Ich vermutete dass die Beamten Angst verbreiten wollen um die Veranstaltung klein zu halten. Aber ab zwei Uhr Nachmittags wurde der Zutritt zu meinem Elternhaus strikt untersagt. Sogar engste Angehörige blieben hinter der Absperrung. Auch wenn die Proteste wieder missachtet wurden, kam der Widerstandcharakter dieses Anlass erneut zum Vorschein.
Ich rief die Nummer an, die ich am letzten Donnerstag von dem Sicherheitsbeamter, der mein Elternhaus aufgesucht hatte, erhalten hatte. Ich stellte fest dass ich mit der Zentrale der Sicherheitspolizei verbunden war. Nach einige Weiterleitungen wurde ich mit ein „verantwortliche Person“ verbunden der sicht mir nicht vorstellte. Er sagte mir: Sie haben das „Recht“ die Gedenkfeier abzuhalten. Und laut Gesetze benötigen Sie keine Genehmigung für eine Versammlung in ihre privaten Räume. Jedoch haben wir auch das „Recht“ die Geste der Eintritt zu verhindern.

Seitdem rätsele ich über der Sinn von das Wort Recht und ob es überhaupt in diesem Satz ein Sinn zu entdecken wäre. Vielleicht ist es aber auch eine weitere Wortspiel der zurzeit in der offiziellen Kontext der Politik im Iran weit aus bereitet ist.

Seit Paar Tagen bin ich zurückgekehrt aus Teheran und möchte mich hiermit herzlich bedanken für alle Ihre ermutigende und unterstutzende Worte.
Liebe Grüsse
Parastou