Safari, Daniele Perrier

Einführung zu der Ausstellung Safari, Schloss Balmoral, 2004

Der Titel ist Programm, denn in einer Stadt wie Bad Ems wirkt die Idee einer Safari befremdend. Das Exotische, die Abenteuerlust, die Jagd, die im Titel mitschwingen, erhalten hier eine besondere Bedeutung, denn Parastou Forouhar macht eine Reise der besonderen Art. Ob sie, in einen schwarzen Tschador eingehüllt,  sich wie Lohengrin vom symbolträchtigen Schwan der Einladungskarte – in der Tat das Tretboot Hugo – ihrer Bestimmung näher bringen lässt oder einen Kulturbeutel im Laden aufstellt, kommt die Ambivalenz zwischen der äußeren Wahrnehmung und der inneren Einstellung zum Ausdruck. 

Die Arbeiten von Parastou Forouhar üben auf den Betrachter eine große Anziehungskraft aus, die sie der Pracht der Stoffe, der Feinheit der Zeichnung und der Sorgfalt der Motivwahl verdanken. Doch beim zweiten Hinschauen wirken ihre Fotografien, Zeichnungen und Installationen befremdend, denn die undefinierbaren Formen sind ambivalent und rufen Unbehagen hervor. Der aus erlesenen Tschadorstoffen hergestellte Beutel ist in seiner Form unbestimmt. Er besetzt den Raum, wie die Gedanken mit denen er gefüllt ist – Erinnerungen, Kulturerbe, alles was man im Exil mitnehmen will und zugleich Ballast ist, weil es für die Anpassung an der neuen Situation hinderlich sein kann. Gleichzeitig ist es ein belebendes Mitbringsel ins neue Land, ein Stein des Anstoßes und der Diskussion.
Ambivalenz, Zweideutigkeit oder „Deplaciertheit“, wie sie es nennt, das heißt, dass Menschen und Dinge „ver-rückt“ sind, nicht an ihrem richtigen Platz. Exotik also, aber im Sinne des Fremdseins, Jagd als Gejagter und Reise als Nomadentum: das ist die Safari, die Parastou Forouhar unternimmt.
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