Teheran, den 18.11.2013
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Am 22. November jährt sich das grausame Verbrechen an Darioush und Parvaneh Forouhar zum fünfzehnten Mal.
Ich reiste am Mittwoch, den 10. November in den Iran um auch dieses Jahr den bitteren Tag in jenem Land zu verbringen, das der Ort der Erinnerungen, Bemühungen und Hoffnungen meiner Eltern gewesen ist. Ein Land, das sie stets mehr als ihr Leben geliebt haben. Wie immer reiste ich mit Beharrlichkeit und Hoffnung im Gepäck um in diesem Jahr vielleicht eine Öffnung in dieser Unterdrückungsmaschinerie vorzufinden und am Jahrestag des Verbrechens diesen beiden mutigen Menschen zu gedenken.Was die Organisierung einer Gedenkveranstaltung betrifft, sah ich positive Anzeichen. Die wohlwollende Reaktion der Verantwortlichen im Innenministerium und der Teheraner Stadtverwaltung auf unseren schriftlichen Antrag, nährte meinen Optimismus.
Am Samstag, den 13. November wurde ich nach einem Telefonat für den nächsten Tag zu einem der Büros des Geheimdienstministeriums der Islamischen Republik bestellt. Was mir allerdings bei dieser Besprechung mitgeteilt wurde, war so doppeldeutig und obskur, dass ich erst nach hartnäckigen und wiederholten Nachfragen den wahren Inhalt der Aussagen verstand.
Zunächst hieß es, dass eine Gedenkveranstaltung im Haus erlaubt sein würde. Nach einigen Ausführungen zur „Notwendigkeit der Erhaltung der Ordnung“, die auch von unserer Seite akzeptiert wurde, gab es dann aber die Aussage, dass die „Teilnahme von Grüppchen, von Konterrevolutionären und verdächtigen Elementen, die Verschwörung und Provokation von Spannungen im Sinne haben, verhindert werden wird“.
Da ich die Bedeutung solcher dunklen und mit Beschuldigungen aufgeladenen Begriffe nicht erschließen konnte, versuchte ich ihre Intention durch konkrete Nachfragen zu verstehen. Schließlich begriff ich, dass sie mit solchen Begrifflichkeiten die ganze Reihe von politischen Persönlichkeiten und allgemein respektierten Angehörigen von politischen und kulturellen Institutionen unseres Landes mit langer Vergangenheit, die einen Großteil der Andersdenkenden unserer Gesellschaft ausmachen meinten.
Ich erinnerte sie daran, dass meine Eltern als anerkannte politische Persönlichkeiten des Landes immer für die Rechte der Andersdenkenden eingetreten sind und dass ihre Gefährten und Sympathisanten zwangsläufig zu diesem Kreis gehörten und das Recht hätten an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Aber ich erhielt keine Antwort darauf.
Als Antwort auf meine Frage, wer dann überhaupt, wenn die politischen Gefährten meiner Eltern und ein großer Teil der Andersdenkenden an der Teilnahme gehindert werden, die Erlaubnis bekommen würde, unser Haus zu betreten, wurde mir gesagt: „Direkte und indirekte Angehörige und Nachbarn“.
Wahrscheinlich hätte dieser Personenkreis dann vor Betreten unseres Hauses den Beamten den Personalausweis und auch einen Stammbaum zum Nachweis der Verwandtschaft oder Unterlagen zum Nachweis der Nachbarschaft vorlegen müssen. Schade, dass ich vergaß dies zu fragen.
Was ich hier berichte, ist der so festgelegte, mir offiziell eröffnete, erlaubte Rahmen für die Durchführung einer Gedenkveranstaltung für Darioush und Parwaneh Forouhar.
Meiner Ansicht nach ist diese Methode nichts anderes als eine Verdeckung all jener ungerechten, gegen uns verhängten Verbote der letzten sieben Jahre. Sie wollen das Verbot durchsetzen, ohne es offen auszusprechen und benutzen dafür einen falschen Namen.
Ich war in den vergangen Jahren immer und immer wieder mit solchen Wortverdrehungen und Begriffsverfälschungen konfrontiert. Die Verdrehung von Tatsachen seitens der Verantwortlichen der Justiz unter der Bezeichnung einer „gerichtlichen Überprüfung der Akte“ des Mordes an meinen Eltern ist der offensichtlichste und schmerzlichste dieser Verfälschungen gewesen.
Sich solchen Verdrehungen und angeordneten Zwängen zu unterwerfen, bedeutet eine Beleidigung der Überzeugungen und Werte, die Leben und Tod von Darioush und Parvaneh Forouhar geprägt haben. Eine dilettantische und gelenkte Veranstaltung zum Jahrestag der Ermordung der beiden ist eine Beleidigung ihres Mutes und ihrer Standhaftigkeit. Man kann ihrer gedenken, indem man gegen diese Tyrannei protestiert und nicht in dem man sich diesem Zwang ausliefert.
Obwohl ich auch in diesem Jahr gegen die Verbote im Zusammenhang mit der Gedenkversammlung protestiert habe, blieb der Protest erfolglos. Sie besitzen die Macht und sie sind es, die die Willkürherrschaft zu ihrer Profession gemacht haben. Wir jedoch haben Geduld und richten unsere Hoffnung auf die Zukunft. Hätten wir doch auch gelegentlich jenen Mut und jene Tapferkeit unserer gefallenen Widerstandskämpfer.
In Erinnerung an jene, die ihr Leben für die Freiheit Irans gegeben haben.
Parastou Forouhar