25. Januar – 8. März 2020
Die Ausstellung im Kunstverein Wilhelmshöhe Ettlingen zeigt Fotoarbeiten sowie digital generierte Zeichnungen und plastische Arbeiten.
Die Fotoarbeiten von Parastou Forouhar haben zum einen den Tschador zum Gegenstand, die traditionelle Kleidung der muslimischen Frauen im Iran. Ihre performa- tive Auseinandersetzung damit oszilliert zwischen Identität und Tradition aus heutiger Sicht in Konfron- tation mit der europäischen Kultur. Dies offenbart unerwartete Möglichkeiten, sich darin als Künstlerin und Frau zu bewegen und zu erfahren. In den digitalen, auf dem Bildschirm entstehenden Zeichnungen macht sich die Künstlerin das Potential des Ornaments zum Thema. Ein wesentliches Pardox in der Kunstthematik von Parastou Forouhar stellt sich ein, wenn das Ornament in ihren Motiven die Herr- schaft der Gewalt verbirgt und bei näherem Hinsehen ebenso aufdeckt, und wenn aus dem Ornament Geschichten auftauchen, Erinnerungen, Trauer und Hoffnung. Die Schönheit begegnet dem Grauen. Es geht um die Konstruktion der Erinnerung, um die Frage nach der besonderen, persönlichen Bedeutung für die Künstlerin und die allgemeine Bedeutung des Ornaments in der heutigen Kunst.
Das interkulturelle Denken der Künstlerin wird auch erkennbar in den Installationen, welche die Sprache zeitgenössischer Kunst aus der westlichen Tradition mit Formen östlicher, islamisch geprägter Bildkunst und Kaligra e verbindet. All das führt zu packenden, direkt ansprechenden Bildern, die zugleich eine komplexe Interpretation im Dialog zwischen den Kulturen einfordern – gerade in heutiger Zeit, in der eine Politik und Kultur der Abgrenzung beängstigende Situationen auslöst.
Neben den Genres der zeitgenössischen Kunst – digitale Zeichnung, Fotogra e, Video und Installation- beinhalten die Werke von Parastou Forouhar auch kunstgeschichtliche Anknüpfungen, die sie respekt- voll und vertraut mit ihren Bedeutungen einsetzt. Über diese unverwechselbare und ausdrucksstarke Bildsprache spürt man auch Parastou Forouhars politisches Engagement für die Menschenrechte im Iran und die Erinnerung an unbeschreibliches Unrecht, das die Künstlerin auch als politische Aktivistin handeln lässt.