Rund-Brief, November 2012

Blog 2012-11-15

Am 22. November vor vierzehn Jahren wurden meiner Eltern, Dariush und Parvaneh Forouhar, von Agenten des Informationsministerium der islamischen Republik Iran in ihrem Haus überfallen und grausam hingerichtet. Sie waren führende oppositionelle Politiker, die seit Jahrzehnten für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Trennung vom Religion und Staat gekämpft hatten.

Wie jedes Jahr im November reise ich in den kommenden Tagen wieder in den Iran, um den Todestag meiner Eltern in ihrem Haus zu verbringen. Wohl wissend, dass es uns Angehörigen seit acht Jahren verboten wird, an diesem Tag eine Gedenkfeier abzuhalten. Dieses Verbot wird unter massivem Einsatz von Sicherheits- und Geheimdienstkräften durchgesetzt, wobei über mein Elterhaus eine Quarantäne verhängt wird.Diese aufgezwungene  Isolation, das Abschneiden des Hauses von der Außenwelt und das Gefühl der eigenen Ohnmacht ist schwer zu ertragen. Dabei geht es um ein einfaches Recht auf Erinnern, für das ich weiter stehen möchte. 

Diese Wahrnehmung der eigenen Ohnmacht angesichts der schweren Bedrängnis scheint mir unter den gegenwärtigen Umständen für viele Menschen in Iran zuzutreffen. Trotz allem hoffe ich, dass der Akt des Erinnerns die Ideale meiner Eltern als Symbolfiguren des iranischen Freiheitskampfes lebendig hält und die Hoffnungen und Visionen derer, die sich nach einer demokratische Veränderung sehnen, belebt und sichtbar werden läßt.
In diesem Sinne hoffe ich auf Ihre Solidarität.
Herzlich,
Parastou Forouhar