Liebe Freund*innen,
in den kommenden Tagen reise ich nach Teheran, um meiner Eltern Parvaneh und Dariush Forouhar zu gedenken. Als bekannte oppositionelle Politiker des Iran wurden sie im Jahr 1998 im Zuge einer Serie von politischen Morden an Andersdenkenden durch Agenten des Geheimdienstes der Islamischen Republik Iran ermordet.
Wie in jedem Jahr werde ich zum Anlass ihres Todestages am 22. November versuchen, eine Gedenkfeier in ihrem Haus abzuhalten. Auch wenn eine Zusammenkunft an diesem Tag seit Jahren durch die Kontrollorgane des Regimes erschwert, ja sogar verhindert wird, ist dieser Gedenktag stets Gelegenheit gewesen, das Thema als Gemeinschaft in die Öffentlichkeit zu tragen und die Aufklärung der politischen Verbrechen im Iran einzufordern.
Der kommende Jahrestag ereignet sich jedoch in einer veränderten gesellschaftlich-politischen Situation.
Einerseits herrscht im Iran ein anhaltender revolutionärer Aufstand vor, im Zuge dessen die Beteiligten mit Wucht für Gleichberechtigung und Demokratie eintreten. Mutiger und radikaler denn je fordern sie den Sturz des Regimes. Auf der anderen Seite verstärkt sich der Druck der Repressionen um ein vielfaches: Aktivist*innen werden geschlagen, verschleppt, auch getötet. Es ist eine perfide Lage, in der die „Ordnungskräfte“ als Terrorbanden agieren. Ihr Ziel ist es, eine progressive feministische Bewegung zu zerschlagen, die unter Aufbietung aller Kräfte für eine bessere Zukunft eintritt.
In dieser Situation ist internationale Solidarität zur Durchsetzung der Menschenrechte gefragt! Weltweit verfolgen viele Menschen die aktuelle Lage im Iran und nehmen Anteil an den Schicksalen. Dies stärkt die Beharrlichkeit und das Durchhaltevermögen der Menschen vor Ort gegenüber dem Unrechtsregime der Islamischen Republik.
Im Einklang mit dieser Haltung habe auch ich entschieden, meine Reise nach Teheran anzutreten und den Akt des Widerstandes fortzusetzen, an dem ich nun seit vierundzwanzig Jahren festhalte.
Ich hoffe, dass Ihr dieses Vorhaben wie schon in den vergangenen Jahren solidarisch begleitet.
Parastou Forouhar